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News

Reisebericht Februar 2016

01. März 2016

20. Februar

Diesmal starten wir viel entspannter in unsere Reise, denn wir wissen in etwa was uns erwartet.

Da wir nun zu dritt reisen, können wir auch mehr Gepäck mitnehmen. Wir reizen dies voll aus und haben satte 90 Kilo dabei. Wieder sehr viele Kinderkleider, aber auch eine Krankentrage, Blutdruckgerät oder Thermometer wurden diesmal gewünscht. Da die Situation schon viel entspannter ist, packen wir auch für alle 32 Häuser im Dorf je eine Schoggi und Suggus für die Kinder ein.

21. Februar

In Katmandu werden wir wieder herzlich von Narayan und seiner Frau in Empfang genommen – es ist schon fast ein bisschen wie ein nach Hause kommen, waren wir in den letzten sechs Jahren doch schon so häufig zu besuch. Auch ist die Zeit dort immer sehr intensiv, wir verbringen die ganze Zeit miteinander – oft auf engem Raum.

22. Februar

Der erste Tag in Katmandu wird dazu genutzt um eine Transportmöglichkeit nach Bhumeshtan zu organisieren. Auch wollen wir der Schule ein kleines Present mitbringen und kaufen noch jede Menge Fuss- und Volleybälle, sowie Springseile für die Kinder.

23. Februar

Heute geht es per Jeep nach Dhading und von dort weiter ins Dorf. Der Fahrer ist ein sehr liebenswürdiger Mann der extrem rücksichtsvoll fährt – so dauert die Fahrt dann doch 10 Stunden, aber wir kommen heil an.

Kurz vor dem Dorf rennen uns schon die ersten Kinder entgegen und kaum kommen wir zum Lazy Stone sehen wir eine grosse Schar an Menschen. Alle winken freudig. Kaum ausgestiegen werden wir zu drei Stühlen gebracht, wir müssen uns setzten und die Menschen überrennen uns fast. Jeder drückt uns ein Tikka auf die Stirn, hängt uns Blumen an und will uns die Hand geben. Fast ein bisschen viel für unseren Geschmack – aber extrem berührend.
Erstmals Zelt aufstellen und Gesicht waschen, danach wird schon das erste Dal Bhat serviert.

Die Temperaturen sind sehr angenehm, eher wie bei uns an einem frischen Sommertag. Doch kaum wird es dunkel kommt auch die Kälte. Am Lagerfeuer können wir uns wärmen und kriegen Tee serviert.

Glücklich sitzen wir mit diesen Menschen am Feuer. Alle strahlen uns an – so ganz anders als letztes Mal.
Man merkt, letztes Mal waren wir die komischen Fremden die Ihnen in Ihrer Notlage etwas versprachen was sie jedoch kaum glauben konnten – auch sass der Schock und die Trauer noch tief.
Doch da der Bau bereits begonnen hat, jeder sein Teil erhält – sind wir diesmal Freunde die Ihnen in der Not geholfen haben – und das lassen sie uns auf jede erdenkliche Art spüren. Müde und extrem glücklich beziehen wir unser Nachlager welches für 3 Personen doch etwas klein ist.

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24. Februar

Am nächsten Morgen kriechen wir aus unserem Zelt und da wartet schon das ganze Dorf am Lazy Stone auf uns. Die Nachricht wir hätten für alle etwas mitgebracht hat sich dank dem Buschtelefon schnell verbreitet. Wir verteilen die Hilfsgüter und die Schoggis.

Danach wollen Sie uns zeigen was sie bereits erreicht haben.

Beim Gang durch das Dorf sieht man, es hat sich einiges getan seit unserem letzten Besuch.

Die Ruinen der alten Häuser sind grössten Teils geräumt und die Steine zu sauberen Mauern gestapelt. Bei einigen Häusern liegt auch schon das Material für den Bau bereit, andere haben begonnen das Fundament zu graben. Ein erstes Haus ist sogar schon komplett fertig erstellt und bezugsbereit. Fast zumindest - es fehlt nur noch die Hauseinweihungszeremonie. Wird ein Haus in Nepal fertiggestellt, wird es nach alter Tradition eingeweiht. Wir sind eingeladen bei der Zeremonie beizuwohnen.

Ein Priester führt die Familie, uns und eine Kuh mit Glockengeläut dreimal um das Haus. Anschliessend wird im noch etwas nassen Boden im Haus ein Loch ausgehoben welches die Feuerstelle wird. Der Priester eröffnet das erste Feuer und weiht das Haus mit einem langen Ritual ein. Die Kuh der Familie ist wären der ganzen Zeit auch in der Küche anwesend – Kühe sind im Hinduismus heilig. Das erste Essen kann nun gekocht und serviert werden. Alle beteiligten werden verpflegt.

Wir freuen uns sehr, dass wir an der Zeremonie teilnehmen durften – auch freuen wir uns extrem, dass wir ein Haus sehen welches nur mit den Geldern von WIR BEWEGEN finanziert wurde. Also fast, denn das Holz für den oberen Stock wurde aus dem alten eingestürzten Haus recycelt. Die Wellbleche für das Dach kommen von der Notunterkunft in der die Familie gewohnt hat. Wir fragen nach warum auf die schönen alten Steindächer verzichtet wird – da merken wir die Angst vor einem erneuten Beben ist riesig – lieber mit leichten Materialen bauen und einen erneuten Einsturz zu überleben.

Wir erkundigen uns wie es das Dorf mit der Baureihenfolge handhabt. Da merken wir einmal mehr, dass Bhumesthan mehr ist als ein Dorf – es ist eine Gemeinschaft die zusammenhält und für einander einsteht. Aufgrund der Notdürftigkeit und Ressourcen wird bestimmt wer wann bauen kann oder darf. Dann wird tatkräftig mitgeholfen.

Wir gehen weiter durch das Dorf und sind beeindruckt wie es auf einer solchen Baustelle zu und hergeht. Maschinen gibt es hier keine, alles wird von Manneskraft gemacht. Die Materialien müssen von Hand von der Strasse getragen werden, was mehrere hundert Meter sein kann, auch liegt Bhumesthan ziemlich steil am Hang. Auch die Löcher für die Pfeiler müssen mit Pickel und Schaufel ausgehoben werden.

Alle freuen sich, wenn wir vorbeikommen – überall wird uns Tee, lokaler Kaffee und etwas zu Essen gereicht. Waren die Menschen bei unserer letzten Reise etwas scheu, lachen sie uns diesmal von Herzen an!

Uns wird klar wie wichtig und sinnvoll unsere „Arbeit“ hier ist.

Als die Kinder von der Schule zurückkommen verteilen wir die Kleider. Am Ende sind 42 Kinder stolze Besitzer von neuer Kleidung – das Lachen in Ihren Augen ist unbezahlbar.

Gemütlich wird wieder zu Abend gegessen und am Lagerfeuer die letzten Stunden verbracht. Leider ist nepalisch unglaublich schwierig zu lernen – aber die Menschen freuen sich über jeden komischen Satz welchen wir versuchen zu sagen.

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25. Februar

Nach dem Frühstück, Dal Bhat, besuchen wir die Schule. Gopi hat uns erzählt, dass eine nepalesische Hilfsorganisation, Journey Nepal, sich nun um den Wiederaufbau der Schule kümmert. Natürlich sind wir ausserdem gespannt, was sie mit unserem Geld erreichen konnten.

Bei der Schule angekommen treffen wir auf einen freundlichen Franzosen der die Bauleitung vor Ort hat. Es werden Naturhäuser gebaut, sehr simpel, aber effizient. Wenn das fertig ist, wird es bestimmt sehr schön aussehen! Auch erfahren wir, dass genügend Geld vorhanden ist um die Klassenzimmer zu bauen – wir daher unser Spendensammeln für die Schule einstellen können.
Wir überreichen dem Schulleiter die Spielsachen worüber er sich sehr freut – Sport sei Ihm sehr wichtig, er würde dies gern mehr fördern.
Mit dem Geld von letztem Sommer konnten sie temporäre Klassenzimmer bauen und Möbel zimmern lassen – wir hätten ihnen sehr über die erste Zeit hinweggeholfen. Ein riesen Dank an alle Spender aus der Schweiz!!

Glücklich nach so vielen positiven Geschichten schlendern wir zurück ins Dorf.

Morgen sind wir auf einer Hochzeit eingeladen. Narayan’s Nichte, die Tochter seines ältesten Bruders, heiratet.
Am Tag vor der Hochzeit wird alles für die Zeremonie vorbereitet – eigentlich ist schon die Vorbereitung eine Zeremonie. Der temporäre „Altar“ der gebaut wird, er muss aus bestimmten Baumsorten bestehen wie auch eine vollständige Bananen Staude beinhalten.
Viele Dorfbewohner sind ebenfalls dort, jeder hilft mit. Sei es um das Essen vorzubereiten oder sonst seine Hilfe anzubieten. Es werden ca. 300 Gäste erwartet – doch hier gibt es kein Catering oder ähnliches – die Familie kauft das Essen ein, das Dorf richtet das Fest aus. Jedes Kind das frei hat hilft auch mit, selbst 3-jährige waschen Geschirr oder fegen den Platz.

Auf dem Rückweg zeigt uns Narayan’s zweitältester Bruder, das kleine Wasserkraftwerk welches er gebaut hat. Aus einem kleinen Speicherteich wird über eine Leitung eine kleine Turbine betrieben. Leider ging beim Erbeben die Leitung kaputt, so musste eine neue, kleinere & notdürftige Lösung installiert werden.

Mit dieser Turbine kann ein gutes kW Strom mit ca. 220 Volt erzeugt werden. Dies reicht aus um für ein paar Haushalte am Abend Licht zu spenden. Der Tüftler selber kann sogar einen kleinen Fernseher betreiben um Nachrichten zu schauen. Zur Regenzeit ist genügend Wasser vorhanden, um die Turbine den ganzen Tag zu betreiben. Aber die meiste Zeit des Jahres muss im Speicherbecken über den Tag Wasser gesammelt werden, um am Abend ein paar Stunden Strom generieren zu können. Wir sind schwer beeindruckt.

Am Abend treffen wir uns mit dem Baukomittee – sie rechnen uns alles nochmals genau vor – auch Narayan spricht vor allen nochmals aus was er von uns überwiesen bekommen hat und was bereits im Dorf ist. Weitere 9000 CHF welche noch auf seinem Konto lagen, werden überreicht um die Zahlungen des Materials begleichen zu können. Es ist super zu sehen wie transparent alles im Gremium besprochen wird.
Wir fragen nach ob noch etwas benötigt wird. Der Wunsch wird laut, dass es sehr schön wäre, wenn anstatt den dünnen Wellblechen, schöne blaue Wellbleche als Dach genutzt werden könnten. Diese wären stabiler und blenden nicht wenn die Sonne drauf scheint. Vielleicht noch etwas Farbe um die Betonhäuser liebevoll bemalen zu können.

Wir versprechen, das wir versuchen werden, das benötigte Geld aufzutreiben.

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26. Februar

Tag der Hochzeit. Wir freuen uns, für einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen.

Wir gehen mit unseren besten Kleidern die wir dabeihaben wieder zum Haus der Hochzeit – auf einem abgeernteten Feld in der Nähe sind schon alle fleissig am Vorbereiten. Kartoffel werden geschält, Chilis geschnitten. In grossen Töpfen über dem Feuer brutzeln Currys, Reis, und natürlich darf auch das Fleisch nicht fehlen.

Wir gehen zum Haus und warten auf die Ankunft des Bräutigams. Dieser läuft von seinem Dorf, ca. drei Stunden Fussmarsch, mit all seinen Gästen nach Bhumesthan. Kaum ist dieser angekommen geht die Zeremonie los. Wir werden mit unseren Kameras gebeten zuvorderst Platz zu nehmen. Unheimlich viele Menschen sind versammelt – ein riesen Gedränge ist auf dem kleinen Vorplatz vor dem Haus.

Die Zeremonie erstreckt sich über viele Stunden. Zwischendurch gehen wir schauen was auf dem grossen Feld so vor sich geht – dort wird gleich das Essen serviert und wir werden gebeten Platz zu nehmen. Ein herrlicher Reis mit Datteln und Mandeln wird gereicht, das Curry ist super scharf, aber sehr lecker. Beim Fleisch verzichten wir, den hier wird wirklich alles gegessen – da landet Hirn, Herz, Leber und sogar die Haut im Topf – für uns ist das fast nicht runterzubringen.

Nach dem Essen dürfen wir dem Brautpaar unser Geschenk überreichen, das geht natürlich nicht ohne das Tikka. Wir nicht besonders geschickt dabei, aber das Brautpaar hat Freude, dass wir dabei sind.

Im Garten der Familie wird neben bei noch musiziert und getanzt. Wir sollen auch, aber da immer nur einer tanzt und alle anderen zuschauen, sind wir dann doch zu scheu.

Noch viele weitere Stunden dauert die Zeremonie. Selbst die Kuh welche als Geschenk mitgegeben wird, wird noch geweiht. Diese findet das aber gar nicht lustig und wehrt sich vehement. Aber das gehört auch dazu.
Am Ende übergibt Narayans Familie die Braut der neuen Familie. Die ganze Gesellschaft macht sich nun auf den Nachhauseweg – wieder drei Stunden.

Wir fühlen uns geehrt an einer solch traditionellen Hochzeit dabei sein zu dürfen. Alle sind extrem freundlich zu uns, auch Menschen die nicht aus Bhumesthan sind und uns nicht kennen zeigen uns grossen Respekt und Dankbarkeit, für was wir hier tun.

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27. Februar

Heute sind wir bei Gopi eingeladen, zum späten Frühstück – es gibt herrliche Frühlingsrollen mit Pommes Frites – eine Wohltat nach nun doch schon 4 Tagen Dal Bhat. Wir erklären ihm, dass wir ein so spätes Frühstück – also ein „Meal between Breakfast and Lunch“, Brunch nennen. Das gefällt ihm sehr. Und trotzdem stellt er uns dann eine Stunde später noch ein Dal Bhat hin. Wir platzen fast vor so viel Essen.

Auf dem Weg zurück sehen wir wie die Bewohner fleissig an Ihren Häusern bauen. Einige haben etwas zu wenig Kies, aber selbst ist der Mann, so haut man einfach aus grossen Steinen kleinen Kies.

Am Nachmittag kommt eine Lasterladung Material. Es ist schon extrem – damit alle Häuser fertig gestellt werden können müssen über 100 Lastwagen ins Dorf fahren.

Natürlich wird wieder überall Tee gereicht – alle wollen uns einladen und freuen sich sehr, wenn wir die Einladung annehmen

28. Februar +++

Heute geht es für uns weiter nach Lumbini. Nachdem wir so viele Male in Nepal waren wollen wir nun auch diesen historischen Ort einmal bewundern.

Schwermütig packen wir das Zelt am Morgen. Wieder stehen viele Menschen da, alle wollen uns beehren.

Wir müssen Ihnen versprechen, dass wir zurückkommen, wenn alles fertig ist. Dann feiern wir ein grosses Fest!

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Die Tage in Nepal waren mal wieder sehr eindrücklich.

Dieser Besuch war noch viel eindrücklicher da die Menschen sich uns gegenüber mehr öffneten – sich mit uns unterhalten wollten, uns als Freunde anerkannt haben.

Wir vermissen diese speziellen vom Leben gezeichneten Gesichter jetzt schon!

Bei unserem letzten Besuch wurde ein Baukomitee von fünf Personen bestimmt, welches die Arbeiten koordiniert. Dieses wurde nun um eine Prüfungskommission von drei Personen aufgestockt. So wird jede Bestellung und jedes Tun genauestens überprüft. Jede Familie bekommt dieselbe Menge an Materialien zur Verfügung gestellt. Sie erklären uns, dass es mit unserem Geld möglich war für jedes Haus im Dorf zwei Lastwagenladungen Sand, eine Lastwagenladung Kies und 25 Pakete Zement zu kaufen, sowie genügend Armierungseisen das es für zwei Zimmer, respektive sechs Pfeiler reicht.
Dank den Baumaterialien welche von WIR BEWEGEN bezahlt werden konnten, kann sich jede Familie ein Haus mit zwei Zimmern bauen. Familien welche noch etwas eigenes Geld beisteuern, können sich dadurch ein etwas grösseres und «luxuriöseres» Haus mit drei Zimmern leisten. Denn in diesen Häusern wohnen oftmals drei Generationen mit sechs oder sogar noch mehr Personen. Luxus wird da anders definiert als bei uns. Möbel haben die meisten Menschen auch nicht – da wird eine Matte aus Stroh ausgerollt und das Bett steht bereit.

Durch die Spenden konnte sichergestellt werden, dass das soziale Gefälle im Dorf nicht zu gross wird, was uns sehr freut.

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